modeblog by HERTEL & BERGMANN

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AUF GEHT’S ZUR WIESN …
Wiesnbericht Samstag, 27. September 2014

Die 575 km Anfahrt von Köln nach München bewältigen wir vergnügt und vorfreudig in 6 Stunden, im Kofferraum unseres Mini Coopers befinden sich zwei rote Köln-Dirndl von Maria Lucas und ein grünes Modell von Spieth & Wenski. Dass unsere Zimmer noch nicht verfügbar sind, kann unsere blendende Stimmung nicht trüben, schließlich sind wir Kölnerinnen und machen uns im Fitnessraum des Hotels in 15 Minuten wiesentauglich ...

Charmant werden wir von unseren Münchner Freunden mit Brezeln und Bier „zum Vorglühen“ an der S-Bahn erwartet, die uns direkt zur Theresienwiese bringt – unsere Dirndl werden wohlwollend betrachtet, der erste Test ist bestanden! Bereits an der Hackerbrücke präsentieren sich ausschließlich Menschen in Trachtenmode und der Blick auf das Gelände mit den riesigen Festhallen, Kirmes-Fahrgelegenheiten, Schänken und Naschereien ist überwältigend. An unser Ohr dringen internationale Sprachen, die Nasen umwehen nicht nur angenehme Düfte und auch hohe Polizeipräsenz fällt ins Auge, aber wir ernten bewundernde Blicke, sind anfällig für aufmerksame Flirterei und haben unser Highlight vor Augen: KÄFERZELT / 19:00 Uhr.

 

Bereits jetzt, es ist 16:00 Uhr, ist die Wiesn gesättigt mit Menschen. Vor den großen Festzelten, Weinstuben und Bratereien wie Hacker, Bräurosl, Augustiner, Löwenbräu, Schottenhammel, aber auch Ochsenbraterei  und dem neue Marstall etc. befinden sich Trauben von Menschen, die zu den  Zelten drängen und anstehen. Wer kein Reservierungsbändchen besitzt, dem öffnen sich weder hier noch an den Seiteneingängen zu den reservierten Bereichen die Pforten, dafür sorgen imponierende Wachdienstleute und Sicherheitskräfte um die 1,90 m. Die Wiesn ist überfüllt.
Bei schönstem Wetter und Sonnenschein  fahren wir lachend Autoscooter, kosten leckere gebrannte Mandeln und haben schon unsere Wahl für die Lebkuchenherzen getroffen, die wir beim Nachhauseweg unbedingt haben wollen.

Die Wiesn gehorcht klaren Gesetzmäßigkeiten, sonst sind die Massen nicht zu bewältigen. Es gibt eine Mittags- und eine Abendschicht. Wenn man reserviert hat, sollte man mittags ab 11:30 für 12 Uhr, abends ab 17:30 für 18:00 Uhr am Zelt sein. Wenn man nicht reserviert hat, stehen die Leute am Wochenende ab 8 Uhr an, um wenigstens mittags in ein Zelt zu kommen – für abends ab 13:00 Uhr für 18 Uhr… Gut geht immer noch um 11 h pünktlich zur Wiesn Öffnung in einem der Biergärten zu sein, da bekommt man ziemlich sicher einen Platz im Freien … abends ist es sehr schwierig … so die Empfehlung  einer Münchner Wiesn Expertin, meiner Freundin Ulrike ... Abends erleben wir wie bestimmte Tische für die Wiesn 2015 klargemacht werden – und wir befinden uns gerade mal beim mittleren Wiesn-Wochenende, dem sogenannten Italiener-Wochenende – München ist die nördlichste Stadt Italiens, oh ja!

 

Durch die blendenden Beziehungen unserer Kontakte gelangen wir am Ende der Mittagsschicht in die KNÖDELEI, einem relativ neuen Restaurant, direkt neben dem Käferzelt an der Bavaria und sitzen neben 2 Dirndln, die seit 5 Stunden da sitzen, auf der Suche nach interessantem Anschluß, mit dem es dann weiter gehen soll - auch eine Strategie. Bald darauf teilt man uns 4 junge Männer aus Saarbrücken zu, die neben uns Platz nehmen und der ganze Zehnertisch feiert und prostet sich zu. Nach kurzer Zeit wird unser köstliches Essen serviert: Knödel mit Rahmpfifferlingen, Schweinebraten, Gulaschsuppe – dazu natürlich süße oder saure Radler, Paulaner – alles in zünftigen Maßkrügen. Die Preise der Maß liegen heuer alle um die 10€, das Essen entspricht preislich „normalen“ Bedingungen. Die Wirte und Bedienungen sind bester Laune und genauso chic gekleidet wie die Gäste.

 

Bei den Damen beobachten wir, dass die weißen Blusen überwiegen, knieumspielende Rocklänge läßt Beine sehen, die Schuhe sind eher fein und höher, Ballerinas werden kaum getragen. Es gibt Leinendirndl, Seidendirndl, traditionelle Machart oder designt; supersexy oder phantasierosa mit Federn blieb die Ausnahme, ebenfalls kaum gesichtet: Lederhosen an den Damen. Die Dekolletés sind der natürliche Blickfang, an dem kein Männerblick vorbeischauen kann – mehr wollen viele womöglich gar nicht: sehen und gesehen werden, sich präsentieren - ein schönes Spiel der Reize.
Die oft beschriebene Position der  Schürzenschleife:  rechts gebunden  für liierte Damen, links gebunden als das Zeichen für „zu haben“ spielte an diesem Samstag keine Rolle – alle wurden gleich beguckt oder angeflachst, egal ob Links- oder Rechtsbindung. Vielleicht lag‘s auch daran, dass die Schleife im Getümmel im Laufe des Abends einfach in die Mitte rutschte …

 

Die Frisuren waren wie in der Presse erwähnt oft als Flecht- oder Zopffrisuren gestaltet, mit Federn oder Blümchen oder auch hübschen Blütenkränzen verziert, am schönsten natürlich aus echten Blüten. Kokette bunte Hütchen waren auf dem Platz auch im Trend, in den Zelten dann kaum zu sehen.
Die angesagte Garderobe für die Herren sind Haferlschuhe und Lederhosen, edel und im gepflegten Used Look, den man sich in Jahrzehnten erarbeiten und pflegen muss – fast mit englischer Country-Mode vergleichbar. Jankerl, Weste, Karohemden, geknotetes Tüchlein um den Hals, aber auch Sakkos mit Einstecktuch haben wir gesehen.

Der Weg zu unserem Tisch in Käfers Wiesnschänke (2150 Sitzplätze)  gleicht einem Schaulaufen, und wir steuern selbstbewußt und geradlinig an den Wartenden vorbei die Bodyguards am Einlass an und werden beneidet als klar wird, dass wir „dazu“ gehören. Innen tut sich sofort eine andere Welt auf, denn wir sind „unter uns“ – alles entspannt, aber mit unverhohlenem Interesse: man wird gescannt,  vielleicht sind wir ja berühmt? Jedenfalls  strahlen wir glamourös … ah … Mehmet Scholl einige Meter vor uns … die Käfergesellschaft ist  glücklich. Und wir feiern und singen mit zu HELENE FISCHER: ATEMLOS DURCH DIE NACHT ... kann es irgendwo schöner sein?

 

Viele Unternehmer halten während der Wiesnwochen täglich Hof und laden ein: Kunden, Freunde, gesellig ist’s halt allemal, eine schöne, zünftige Abwechslung, die man in diesem Falle diszipliniert durchstehen muss, denn am nächsten Morgen fordert der Job einen wieder. Aber auch das ist zu schaffen, denn die Wiesn hat ihre festen Regeln: um 22:30 Uhr endet der Ausschank in den großen Zelten – allerdings sollte man an die Rückfahrt denken, denn die öffentlichen Verkehrsmittel sind bei Wiesnende überfüllt und Taxis ohnehin nicht zu kriegen, am besten klappt es mit Chauffeurdienst – alles will durchdacht sein, einen Wiesnplan muss man schon haben – perfekte Logistik ist wie alles, was mit dem größten Volksfest der Welt zusammenhängt ein Muss!

 

Deshalb machen wir uns auch um 22 Uhr auf den Rückweg, obwohl der Ausschank hier noch bis
0:30 Uhr weitergeht, ich muss natürlich zwei  "Kaffeehaferl vom Käfer" mitnehmen.  An den Festhallen steht jetzt überall: wegen Überfüllung geschlossen. Die beiden jungen Frauen aus der Knödelei machen große Augen als Sie uns herausgehen sehen – sie warten immer noch vor dem Zelt auf Einlass, haben wohl an diesem Abend keinen Anschluss gefunden  und meine Töchter werden gefragt wie sie es denn geschafft haben hineinzukommen … mit einem Freund von der Mami …
Wir kaufen unsere Oktoberfestherzen, knabbern an Zuckerwatte, Magenbrot und naschen aus der Tüte eines andern Wiesngasts, der sich uns unterwegs einfach anschließt.

 

Gerade trinke ich Kaffee aus meinem Käferhaferl und danke Peter und Thomas für den exklusiven Münchner Abend. / HH